Unter dem Titel “Das Beste aus 10 Jahren” findet am 23.5. ab 17 Uhr die Lange Nacht der Museen in und um Fürstenwalde statt.
Wie gewohnt können Sie mit einem Busshuttle alle teilnehmenden Einrichtungen erreichen! Es sind Einrichtungen in Fürstenwalde und in der Gemeinde Steinhöfel dabei und auch die Burg Storkow. Hier den Flyer mit allen Orten und dem Busfahrplan herunterladen (4MB)
Zu einer besonderes Veranstaltung lädt die Kulturscheune in Neuendorf im Sande ein:
Vielleicht sehen wir uns nochmal
Lesung aus den Briefen von Clara Grunwald 1941-1943 mit Texten von Egon Larsen, Herausgeber der deutschen Ausgabe „Und doch gefällt mir das Leben“
23. Mai 2014 / 18 und 20 Uhr (Einlass ab 17:00 Uhr) im Rahmen der Langen Nacht der Museen – Fürstenwalde & Umgebung
Die Kulturscheune Neuendorf im Sande e.V. greift im Rahmen der diesjährigen Langen Nacht der Museen die Ortsgeschichte des ehemaligen jüdischen Ausbildungslagers auf, das sich auf dem ehemaligen Gutshof in Neuendorf im Sande nahe Fürstenwalde befand. Hier war eine von insgesamt 32 deutschen Hachschara-Ausbildungsstätten für jüdische junge Erwachsene, die sich mittels einer landwirtschaftlichen oder handwerklichen Ausbildung als Siedlungspioniere die Ausreise nach Palästina, Argentinien und anderswo erhofften. Diese Hoffnung wurde jedoch spätestens nach der Wannsee-Konferenz der Nationalsozialisten gänzlich zerschlagen.
Weil Berlin inzwischen unhaltbar war, wurde das Landwerk Neuendorf für Berliner Juden ein Zufluchtsort, eine Insel im „braunen Meer“. Neuendorf war schließlich eine der letzten dieser Ausbildungsstätten, bis 1943 die letzte Deportation nach Ausschwitz erfolgte. Die Pädagogin Clara Grunwald (1877-1943) war in Neuendorf für die Erziehung der Kinder des Lagers verantwortlich. Möglich wurde das dank ihrer Pflegetochter Bertel, die inzwischen mit dem Leiter des Landwerks, Martin Gerson verheiratet war. Auch ihre Freundin, Charlotte Joël, eine in den zwanziger Jahren gefragte Berliner Fotografin fand hier Zuflucht.
Clara Grunwald hat sich bereits zu Lebzeiten Maria Montessoris für die Verbreitung der Montessori-Pädagogik in Deutschland eingesetzt. Mit Vorträgen und Fortbildungs-seminaren bereiste sie das Land, gründete Kinderhäuser und Schulen. Bis die Nazis ihr die Lehrbefugnis entzogen. Schließlich half sie jüdischen Mitbürgern, das Land zu verlassen und auszuwandern. Clara Grunwald hat sich zuletzt gegen eine Deportation nach Theresienstadt – was eine Überlebenschance dargestellt hätte – und für Ausschwitz entschieden, um ihre Freundin und die ihr anvertrauten Kinder begleiten zu können. Zu den Auszubildenden in Neuendorf zählte auch Hans Rosendahl, der sich in den letzten Jahren des Krieges erfolgreich vor den Nazis verstecken konnte und später als Quizmoderator von „Dalli Dalli“ im deutschen Fernsehen berühmt geworden. Die von ihr erhaltenen Briefe aus Neuendorf schrieb Clara Grunwaldan einer Freundin. Sie sind ein bewegendes Dokument menschlicher Haltung.
Für die Lesung aus den Briefen konnte die Berliner Schauspielerin Charlotte Sieglin gewonnen werden, die ihre Ausbildung an der Folkwang Hochschule in Bochum absovierte. Ihren ersten Kinofilm „Klimt“ drehte sie im Jahr 2005 an der Seite von John Malkovich, wofür sie vom Undine Award 2006 als beste jugendliche Nebendarstellerin nominiert wurde. Aktuell ist sie in “Die Männer der Emden” (ARD) zu erleben. Wenn nicht in Film und Fernsehen, dann spielt sie auf einer der deutschsprachigen Bühnen: Nach anfänglichem Engagement am Schauspielhaus Bochum wechselte sie zunächst ans Staatstheater Schwerin. Dort spielte sie unter anderem die Kriemhild in den „Nibelungen“ und das „Käthchen von Heilbronn“. In Würzburg spielte sie zudemin der Oper „Refidim Junction“ die jüdische Dichterin Marianne Dora Rein und im Sommer diesen Jahres ist sie als Buhlschaft im „Jedermann“ in Wismar zu sehen.
Die Lesung ist eingebunden in eine Kunstinstallation der Bielefelder Künstlerin Magdalene Bischinger. Unter dem Titel „Ins Holz geschrieben“ hat sie für eine ehemalige Synagoge in Ost-Westfalen mit Techniken des Holzschnitts mehrere, über zwei Meter große Seidenpapier-Fahnen bedruckt, die die Gegensätze von Leben und Tod, Hoffnung und Verzweiflung, Liebe und Hass und von Glück und Trauer zum Ausdruck bringen. Diese wurden ins Hebräische übersetzt, deren Schriftzeichen schließlich abstrahiert, wodurch ganz eigene Bildwirklichkeiten entstehen. – Nach der Tischlerlehre im elterlichen Handwerksbetrieb und dem Studium der Innenarchitektur kam sie zur Kunst und war viele Jahre als Kunstpädagogin tätig. Ihren künstlerischen Schwerpunkt sieht sie in experimentellen Möglichkeiten der Radierung und des Holzschnitts.
Die Kulturscheune befindet sich in Sichtweite zum ehemaligen Gutshof Neuendorf im Sande. Ehedem an die so genannte „Berliner Gemüsebahn“ angebunden, sind Gutshof und Kulturscheune heute auch per Fahrrad über den Oderbruchbahn-Radweg zu erreichen. – Zwischen den Lesungen finden geführte Spaziergänge zum ehemaligen Gutshof statt.
Der Eintritt zur Langen Nacht der Museen beträgt 5,-€ / zur Lesung in der Kulturscheune 2,-€ / Schüler haben freien Eintritt / Reservierung ist nicht erforderlich.
Kulturscheune Neuendorf im Sande e.V.
Alte Dorfstr. 42
OT Neuendorf im Sande
15518 Steinhöfel
tel.: 03361-345343
mobil: 0151-41211566 (Arnold Bischinger)
Veranstaltungsnewsletter:
f.bischinger@gmx.de